Bericht NZ
Alter Leuchter braucht Schönheitskur
Entscheidung zur Restaurierung des Marienleuchters im Herbst 2016
Lauenburg. Er ist mehr als 500 Jahre alt, fast drei Meter hoch und 120 Kilogramm schwer - der Marienleuchter aus der Maria-Magdalenen-Kirche Lauenburg. Die Skulptur aus Eichenholz wird von einem echten Hirschgeweih getragen. Umrahmt wird Maria von einem schmiedeeisernen Bogen, dessen Zierblätter vergoldet sind. Noch glänzt das Gold, doch der Zahn der Zeit macht auch vor solch einem strahlenden Kunstwerk nicht halt.
„Eine Figur wie dieser Leuchter braucht regelmäßige Pflege, Reinigung und Restauration“, betont Restaurator Gerold Ahrends, der den Marienleuchter zurzeit „beheimatet“. Der Leuchter besteht aus einer Doppelfigur. Auf der einen Seite hält Maria das Jesuskind auf dem Arm; auf der anderen Seite ist Anna selbdritt, also die Mutter Mariens, Maria und ihr Kind Jesus zu sehen.
Im Auftrag der Kirchengemeinde Lauenburg, des Freundeskreises der Maria-Magdalenen-Kirche und des Landesdenkmalamtes analysierte der Restaurator die Schäden an dem Ende des 15. Jahrhunderts entstandenen Marienleuchter. „Die jetzige Farbfassung erhielt der Leuchter zuletzt 1959, sie weist etliche Schäden auf und ist in der Farbgebung nicht stimmig“, so Ahrends, der seine Werkstatt in unmittelbarer Nähe zur Kirche hat und mit seiner Frau historische Schätze restauriert. Davor gab es vier weitere und unterschiedliche Fassungen des Leuchters, unter anderem aus den Jahren 1677 und 1799, wie die Signaturen am Fuße der Skulptur zeigen. Die erste, spätgotische Fassung war in Gelb, Rot und Blau gehalten, der Halbmond zu Füßen der Doppelfigur war aus echtem Silber. „Wir möchten diesen silbernen Halbmond wieder an das Original anpassen“, erklärt Ahrends. Wie die Farben an dem Kunstwerk aber schlussendlich aussehen werden, das wird unter anderen vom schleswig-holsteinischen Landesamt für Denkmalpflege entschieden.
Die Jahre hinterließen auch Spuren direkt im Holz. Beispielsweise Risse, die mit Balsaholz geschlossen und anschließend retuschiert werden müssen. Auch die Gesichter der Figuren könnten mit einer Farbkomposition wieder mehr Konturen und Tiefe erhalten. Zur Analyse der Farben und verschiedenen Fassungen entnahm Gerold Ahrends kleinste Farbproben und untersuchte sie unter dem Mikroskop.
Doch der Marienleuchter soll nicht nur eine Schönheitskur erfahren - er soll auch gründlich untersucht und konserviert werden. „Im Herbst entscheidet die Kirchengemeinde gemeinsam mit dem Freundeskreis und dem Landesdenkmalamt über die weitere Vorgehensweise und die mögliche Beantragung von Fördergeldern“, sagt Hans-Jürgen Rumpf, Vorsitzendender des Freundeskreises. Wenn der Marienleuchter dann komplett restauriert ist, wird er 2017 wieder in der Maria-Magdalenen-Kirche in Lauenburg zu bewundern sein.
Nordkirchen-Zeitung, von Steffi Niemann (Kirchenkreis LL), 28. August 2016
(auch auf Internet-Präsenz des Kirchenkreises veröffentlicht am 1. August 2016, https://www.kirche-ll.de/aktuelles/schaufenster/details/nachricht/lauenburg-entscheidung-zur-restauration-des-marienleuchters-sommer-2016.html,
gleichlautend in Lauenburger Online-Zeitung)
Erste Forschungsergebnisse
- Die Figuren tragen 15 Schichten Farbe aus fünf Fassungen.
- Ursprünglich war der Mantel golden, wie in der Spätgotik Ende 15. Jh.s üblich (z. B. im Fürstensaal des Rathauses Lüneburg).
- Nach hundert Jahren folgte ein rotes Gewand (kann aber auch der Golduntergrund sein).
- Die Saumdarstellung ist verschwunden.
- Die dritte Farbfassung von 1677 ist violett.
- Die vierte Farbfassung von 1799 hat wieder mehr Gold, erstmals auch grüne Töne.
- Die Mondsichel wirkt stumpf.
- Wollte man die Ursprungsfassung zeigen, ginge dies nicht ohne Schaden.
- Eine Purifizierung würde die Objekt-Geschichte beseitigen.
Empfehlung:
- Konservierung,
- Teilrestaurierung und
- Neufassung.