Geschichte 2
Geschichte der Maria-Magdalenen-Kirche
Alter
Das alte Gotteshaus im Mittelpunkt der Altstadt ist über 700 Jahre alt, und seit mehr als 430 Jahren wird darin evangelischer Gottesdienst gehalten. Es wurde um 1230 von Herzog Albrecht I. von Sachsen gestiftet und der heiligen Maria Magdalena geweiht als Dank dafür, dass sie, wie die fromme Sage berichtet, in der Schlacht bei Bornhöved den Deutschen den Sieg über die Dänen erringen half, indem sie die blendende Sonne durch ihren Schleier verdeckte.
Vermutlich gab es auch schon vor 1230 in der Schiffer- und Händlersiedlung ein kleines Gotteshaus, so dass die heutige Kirche der Größe und Bedeutung des Ortes entsprechend vom Herzog und den Bürgern seiner Stadt gemeinsam gebaut worden sein könnte. Der erste Geistliche, der aus jenen fernen Tagen, und zwar aus dem Jahre 1243, beglaubigt ist, war Burchardus plebanus de Louenborch, Burchard, der Leutpriester aus Lauenburg.
Erscheinung der Heiligen Maria Magdalena in der Schlacht von Bornhöved, mittelalterliches Fresko in der Hörkammer des Lübecker Rathauses (Wikipedia)
Turm
Wenn wir die Kirche betrachten, so zeigt schon das Äußere, dass sie, abgesehen vom Chor, heute noch die Größe hat, in der sie einst geplant und angelegt worden ist. Der jetzige Turm ist freilich erst 1902 erbaut und steht in seiner „Reißbrett-Gotik“ etwas fremd neben dem altehrwürdigen Gotteshaus. Sein Vorgänger mit niedrigem, mit Schindeln gedecktem Helm passte viel besser zu dem großen Kirchendach, das - wie in alten niederdeutschen Städten üblich - über alle Hausdächer hinausragt und vom jenseitigen Elbufer gesehen den Mittelteil des Stadtbildes beherrscht. Seit freilich gleich nach dem letzten Krieg der überhöhte, schlanke und zudem noch mit glasierten Dachziegeln gedeckte Turmhelm abgebaut wurde, um mit seinem Material das arg beschädigte Kirchendach auszubessern und damit das Gotteshaus vor der Zerstörung durch Wind und Wetter zu bewahren, ist wenigstens etwas von dem Missklang gemildert.
Wir betreten die Kirche durch die Turmhalle. Sie ist dem Andenken an die Gefallenen der großen Kriege geweiht. Zur Linken spricht eine gusseiserne Tafel mit einem Eisernen Kreuz darüber von den am 17./19. August 1813 bei Lauenburg gefallenen Angehörigen des Lützowschen Freikorps. Sie stammt von einem Ehrenmal, das ehemals auf dem Gelände des heutigen Sportplatzes am Glüsinger Weg stand.
Gegenüber der Marmortafel mit den Namen der vier im Kriege 1870 - 71 gefallenen Lauenburger steht eine andere, sehr große mit den Namen derer, die aus dem Weltkrieg 1914 - 18 nicht wieder heimkehrten. Den Toten des Zweiten Weltkrieges aber, deren Namen keine Tafel in der kleinen Turmhalle mehr fassen würde, ist ein Ehrenbuch gewidmet, in dem der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge alle Kriegstoten Lauenburgs wie auch die der Vertriebenen des letzten Krieges verzeichnet hat.
Die Beschädigungen der Kirche infolge des fünfstündigen Beschusses der Stadtausgänge beim Elbübergang der Engländer am 29. April 1945 hielten sich in Grenzen. Nur das Dach hatte stärker gelitten, und sämtliche Fenster waren zerstört. Der Abbruch des hohen Turmhelmes wäre vielleicht zu vermeiden gewesen, aber sein Fehlen stellte keinen unbedingten Nachteil für das Stadtbild dar, wenn auch das improvisierte Turmdach nicht sonderlich eindrucksvoll war. 1)
Aufgrund jahrelanger Bemühungen Lauenburger Bürgerinnen und Bürger wurde der Turm unserer Kirche wieder mit einem spitzen Helm versehen, so dass er heute die stolze Höhe von 59 Metern aufweist und weithin zu sehen ist. Der feierliche Einweihungsgottesdienst erfolgte am Pfingstsonntag, dem 30. Mai 1993.
oben: Alter Holzturm auf Steinsockel mit Schindelhelm, vor 1900
unten: Spitzturm mit glasierten Ziegeln vor Kriegsschäden, im Hintergrund Elbe mit vielen Frachtkähnen
(Fotos: Stadtarchiv Lauenburg, Bestand Schönau)
Noten:
1) Inzwischen - 25 Jahre danach - wünscht sich kaum noch jemand das „verstümmelte“ Notdach auf dem Turm zurück.
Langhaus
In das Schiff der Kirche führt ein kurzer Mittelgang unter der Orgelempore hindurch. Dann teilt er sich, um zu beiden Seiten des mittleren Gestühls auf die beiden Treppen zum Chor hinzuführen. Aber bleiben wir erst einmal vorn stehen, um den Raum des Kirchenschiffes im Ganzen zu überschauen. Vier Kronleuchter ziehen zuerst den Blick auf sich, drei von barocker Gestaltung aus Bronze, Stiftungen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, und ein Marienleuchter, offensichtlich hochgotischer Prägung.
Heute befinden sich in der Kirche nur noch zwei Emporen, je eine an der Nord- und Südwand. Bis zur Jahrhundertwende gab es an jeder Wand zwei, und bis 1827 befand sich am Chorende der unteren Nordempore das bei dem Ausbau der Kirche durch Franz II. dort eingebaute Herzogsgestühl. Es ersetzte wahrscheinlich das Obergeschoss der sog. „alten Sakristei“, das ehemals durch eine mit Spitzbogen überwölbte Öffnung mit der Kirche verbunden war und das vermutlich als Herzogsstuhl gedient hat. Dort konnte der Fürst, auf dem heutigen Wallweg vom Schloss herunter kommend, unbemerkt eintreten und dem Gottesdienst beiwohnen, ohne von den übrigen Kirchenbesuchern gesehen zu werden. Das neue Gestühl war reich geschnitzt, wie aus einigen erhaltenen Resten hervorgeht. In der Kirche ist noch eine - heute blinde - Tür vorhanden, die zu den schönsten Schnitzarbeiten zählt, die sich überhaupt in der Stadt erhalten haben.
Das Innere der Kirche ist seit 1953 planmäßig neu gestrichen und in allen Teilen, bei denen es notwendig erschien, ausgebessert und erneuert worden, so dass es jetzt nach einer durch viele Jahrzehnte beibehaltenen, nicht besonders glücklich getroffenen Ausmalung wieder in Farbgebung und Gestaltung einen geschlossenen, würdigen Eindruck bietet. Die Waagerechten des seitlichen Gestühls und der Emporen, die durch die Querbalken unter dem Deckengewölbe zusammengefasst werden, führen das Auge auf den Chor hin, der seinerseits durch die Senkrechten der hohen Fenster, der Figuren an der Seite, der Altarleuchter und nicht zuletzt durch das große Bild des Gekreuzigten kontrastierend den Blick festhält. 2)
Die Wiederherrichtung des Gotteshauses nach dem Kriege bot die Gelegenheit, das durch verschiedene „Restaurierungen“ im Laufe der letzten hundert Jahre besonders in manchen Einzelheiten unharmonisch gewordene und zuletzt etwas verwahrloste Kircheninnere wieder herzustellen und zeitgemäß zu erneuern. Unter anderem wurde auch die Kanzel etwas umgestaltet, und sie erhielt einen neuen, geschmackvolleren Schalldeckel. Nach eingehender Beratung durch den Landeskonservator Dr. Hirschfeld und unter Oberleitung durch den Restaurator und Kunstmaler Carl Fey wurden die Farben des Gestühls, der Läufer, des Fußbodenbelages auf dem Chor und vor allem der Emporen so gewählt, dass sie im Zusammenklang mit dem schlichten Weiß der Wände und der Decke den Eindruck des Kircheninnern in feierlichem Ernst zusammenfassen, ohne zu aufwendig, lebensabgewandt oder altertümlich zu wirken. Es verdient besondere Erwähnung, dass alle Arbeiten von eingesessenen Handwerksmeistern übernommen wurden, die in der liebevoll sorgfältigen Ausführung der Einzelheiten ihre Ehre sahen wie einst ihre Vorgänger in vergangenen Jahrhunderten. Dabei hat sich der Altmeister Wilhelm Rohrßen mit seinen Restaurierungsarbeiten an den Leuchtern und Bildern den besonderen Dank der Gemeinde verdient. 3)
oben: Innenraum nach der Renovierung 1954 - ganz ähnlich wie heute noch
2) Im Bericht ist mehrmals von „Gewölbe“ die Rede, das es in dieser Kirche nicht gibt oder gab, es handelt sich dagegen um eine Flachdecke im Chor und ein halbtonnenförmige Decke im Langhaus, jeweils aus Holz.
Ausstattung
Der genannte Annen-Marien-Leuchter besteht aus einem kapitalen Hirschgeweih und schmiedeeisernem Ranken- und Blattwerk. Das Geweih soll der Sage nach einst von Fischern aus der Elbe gezogen worden sein. In dem Geweih steht eine Doppelfigur, der Orgel zugewandt die „Heilige Anna selbdritt“ und rückwärts mit ihr verbunden, dem Chore zu, die Mutter Gottes mit dem Jesusknaben. Das Schiffchen unter diesem Leuchter ist nach seiner Inschrift ein Zeugnis der Trauer über die Aufhebung des Schifffahrtsprivilegs. Es gilt als Beweis dafür, dass diese Marienkrone einstmals im Kaland, dem Versammlungshause „Eines Ehrliebenden Schiffamtes“, hing, dessen Errichtung auf das Jahr 1336 zurückgeht.
Die Kanzel ist ein Erzeugnis aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Figuren der Evangelisten an ihrer Außenseite stammen von einem Flügelaltar, der ein Prunkstück frühen norddeutschen Barocks oder - wenigstens in Teilen - noch heimischer Spätgotik gewesen sein soll, aber ebenfalls der Zerstörungswut der maßgebenden Männer von 1827 zum Opfer fiel.
Der Orgelprospekt stammt aus den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges. Anlässlich des Fürstentages von 1625, als auf der Lauenburg der dänische König Christian IV. zum Oberfeldherrn des evangelischen Niedersachsens gewählt wurde, ist unter den anwesenden hohen Gästen und ihrem Gefolge eine Sammlung veranstaltet worden. Deren Ergebnis erbrachte die Mittel für die neue Orgel. Das eigentliche Werk ist seither verschiedentlich überholt und 1904 ganz erneuert worden, aber der Prospekt blieb in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Von dem sicher einst viel reicheren Bilderschmuck der Kirche hat der „Bildersturm“ von 1827 nicht viel übrig gelassen. Das bemerkenswerteste Stück ist ein doppelseitiges Bild. Es zeigt auf der Vorderseite einen jungen Mann und eine junge Frau in reicher Gewandung. Auf Spruchbändern stehen die Worte, die die Freude der beiden an der Welt und ihren Genüssen ausdrücken. Auf der Rückseite der Tafel sind beide als verwesende Leichname dargestellt, aus deren Augenhöhlen Schlangen kriechen. Die Spruchbänder dazu besagen, dass sie über der Lust der Welt das ewige Leben verloren hätten. Es wird allerlei um das alte Bild geraunt, aber es ist wohl nur aus der religiösen Anschauungswelt des späten Mittelalters richtig zu verstehen, wenn man es als eine recht drastische und sinnfällige Aufforderung zu einem frommen Lebenswandel auffasst.
Ein anderes Bild, das Jeghersche Epitaph, ist nur noch als - allerdings sehr gute - Kopie vorhanden, da das Original im Jahre 1904 bei der damaligen Renovierung der Kirche an das Thaulow-Museum (heute Landesmuseum Schloss Gottorf) verkauft wurde.
oben: Epitaph mit Kreuzigungsgruppe, Anfang 16. Jh., Tempera auf Holz. Diese Tafel wurde lt. Inschrift von Ulrich Jegher und seiner Frau Abel zu beider Gedächtnis gestiftet. Der Betrachter sollte für sie um Gottes Gnade und Vergebung ihrer Sünden bitten. Maßwerkbrett am baldachinartigen Überhang im 19. Jh. erneuert.
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Chor
Der jetzige Altar wurde erst 1954 nach gründlicher Instandsetzung des ganzen Gebäudes aus handgestrichenen Ziegeln im alten Klosterformat mit einer alten sandsteinernen Grabplatte als Tisch errichtet. Das Triumphkreuz, das vorher verkürzt und dadurch verstümmelt dicht unter dem Deckengewölbe hing, hat nun seinen Platz so gefunden, dass es das ganze Gotteshaus beherrscht. Es mag in der Zeit um 1480 gefertigt sein, und manche Fachleute sind der Ansicht, es stamme aus der Werkstatt des berühmten Lübecker Bildhauers Bernt Notke. Die erst vor wenigen Jahren vorgenommene Restaurierung durch den Kirchenmaler Carl Fey hat ihm wieder zu seiner früheren Schönheit und Wirkung verholfen. Es ist der sichtbare und der geistige Mittelpunkt des Gotteshauses.
An dieser Stelle ist einiges über das Schicksal des Chores zu berichten, der in der Urform seiner heutigen Gestalt erst im Jahre 1827 geschaffen worden ist. Dem damaligen Hauptpastor Uthoff gefiel der alte, seit seiner Erbauung der Landesherrschaft gehörende, Chor nicht, weil er im frühbarocken Stil seiner Entstehungszeit reich geschmückt als Ruhmeshalle des askanischen Herzogsgeschlechtes gedacht und erbaut war, die Franz II. im Jahre 1598 hat errichten lassen. Er war erheblich größer als der jetzige und enthielt neben Statuen Karls des Großen, Heinrichs des Voglers, Heinrichs des Löwen und anderer eine große Ahnentafel mit 32 Wappen und einen reich geschmückten Steinsarkophag. An dessen Ecken standen Figuren der vier Evangelisten, oben darauf knieten in lebensgroßen Standbildern der Herzog und seine (zweite) Gemahlin Maria vor einem Kruzifix.
Der Chor selbst war durch einen aus Sandstein gearbeiteten Lettner mit reichem Figurenschmuck, darunter acht Hermen, vom eigentlichen Kirchenschiff getrennt. Die Tore waren von kunstvoll geschmiedeten Gittern verschlossen. Mitten vor dem Lettner stand die Kanzel. Diese Pracht und noch vieles mehr ist auf Anstiften des oben genannten Pastors durch den damaligen dänischen Landbaumeister Timmermann gegen den Willen der Gemeinde zerstört worden. Als schließlich auf dringende Beschwerde hin aus Kopenhagen Einhalt geboten wurde, war es zu spät. Einiges konnte aus den Trümmern geborgen und wieder hergestellt werden; es ist später auf Veranlassung König Wilhelms von Preußen wieder aufgestellt worden, aber es kann nicht einmal mehr eine Vorstellung von dem vermitteln, was einst war. Vier von den Hermen des Lettners sind heute in die Wände eingelassen und tragen die Evangelisten-Figuren vom Herzogssarkophag, ein kleiner Teil der alten Wappen ziert ebenfalls die Wände. 4)
Das Triumphkreuz wurde zunächst, oben und unten verkürzt, in den Turm gebracht, bis es schließlich auf dringende Proteste aus der Gemeinde hoch oben unter dem Gewölbe angebracht wurde. Heute ist das Erhaltene, soweit es überhaupt noch verwendbar war, wieder aufgestellt und eingebaut, wobei man es zum Gedenken des bedeutendsten lauenburgischen Askaniers und zur Zierde des Gotteshauses so harmonisch wie möglich in das Gesamtbild einfügte.
Nach diesem baugeschichtlichen Rückblick wenden wir uns noch einem ungewöhnlich kostbaren Stück auf dem Chor zu: der bronzenen Taufe. Sie wurde 1466 von dem Lüneburger Gießer Cord Friebusch angefertigt. Ihr bildnerischer Schmuck ist ein bemerkenswertes Zeugnis für den künstlerischen Ausdruck niederdeutscher Frömmigkeit in der Hochgotik. Ein halbes Jahrtausend hat diese „Tauffünte“ schon der lauenburgischen Gemeinde gedient.
oben: Triumphkreuz ganz oben an Chorwand, darunter Altar mit Christusgemälde, daneben Buntglasfenster
unten: Zeichnung des abgebrochenen Grab-Monumentes für Herzog Franz II. im Hochchor
Noten:
4) Bei der Kritik an der „Leerräumung“ des Chores wird übersehen, dass dieser für sakrale Handlungen wie dem Abendmahl oder der Taufe wegen seiner Fülle mit Ehren- und Grabmalen kaum brauchbar war.
Gruft
Unter dem Chor ist von Franz II. im Jahre 1599 eine Gruft als Grabstätte des askanischen Fürstenhauses angelegt worden. Sie wurde 1985 vollständig restauriert und mit einer Andacht am 31. August 1985 an die Kirche übergeben, rechtzeitig zur 400-Jahr-Feier der Lauenburgischen Kirchenordnung von 1585. Die Gruft enthält nunmehr 15 Särge. In den 13 großen ruhen Herzog Franz II., seine zweite Gemahlin Maria, Söhne und Schwiegertöchter sowie ein Enkel, Herzog Franz Erdmann, der nach der Mitte des 17. Jahrhunderts für knapp ein Jahr das Land regierte. In den restlichen vier kleineren Särgen wurden früh verstorbene Kinder des Herzogspaares beigesetzt. 5)
Die Särge wurden bis auf einen aus Zinn gefertigt. Sie weisen zum Teil kunstvolle Gravuren auf. Der Sarg, in dem die Gemahlin des Franz Erdmann ruht, besteht aus Kupfer. Er wurde als letzter in dieser Gruft beigesetzt, als das Geschlecht der Askanier im Mannesstamm bereits ausgestorben war.
Ursprünglich befanden sich noch weitere Särge in der Gruft. Da jedoch einige von ihnen von der „Zinnpest“ stark angegriffen waren, wurden sie bei der o.g. Restaurierung entfernt. Etliche Gegenstände, die in den Särgen gefunden wurden (Schwertknauf etc.), sind an einer Gruftwand sichtbar befestigt.
Die Herzogsgruft in der Kirche ist heute eigentlich das letzte unmittelbare Bindeglied zwischen der Vergangenheit, in der die Herzöge von Lauenburg lebten, und unserer heutigen Zeit.
oben: Zinnsärge in der Fürstengruft unter dem Chor
Noten:
5) Die Zahl 15 ergibt sich nicht aus 13 großen und 4 kleinen Särgen, sie wird heute mit insgesamt 18 genannt.
Außen
Gleichzeitig mit der Gruft ließ der Herzog zwei neue Portale für die Kirche erbauen. Sie müssen zu damaliger Zeit beachtliche Leistungen des norddeutschen Frühbarocks gewesen sein. Die Inschriften weisen auf die Anlage der Gruft hin und auf die Bekehrung der Sachsen im Jahre 785.
Der runde Granitblock neben dem Südportal der Kirche mit der darüber in der Wand befindlichen Krampe ist der alte Pranger. Auf ihm wurden Kirchenstrafen nach der in früheren Jahren ja auch noch viele weltliche Dinge regelnden Kirchenordnung vollzogen. Er stellte eine Parallele zum Kaak auf dem Marktplatz dar, auf dem die weltliche Obrigkeit ebenfalls gewisse Vergehen dadurch ahndete, dass die Sünder öffentlich zur Schau gestellt wurden.
oben: Holztafel über Prangerstein links vom Prunkportal
MM
Fazit
Zweifellos ist die alte Maria-Magdalenen-Kirche in ihrem Innern und im Äußeren wohl das sinnfälligste Dokument der vaterstädtischen Geschichte. In der Frühzeit der Stadt entstanden, war sie Jahrhunderte hindurch der geistliche Mittelpunkt ihres Lebens. In ihren Mauern ehrte man Gott mit Gebet und Gesang, von dem man sich ehemals viel stärker abhängig wusste als heute, und diese Kirche schmückte man zur Ehre Gottes. Mag auch vieles, wahrscheinlich das meiste von dem, was sichtbar Zeugnis ablegte von der Frömmigkeit unserer Vorfahren, im Laufe der Zeit verfallen und verloren gegangen sein, besonders in dem unheilvollen Jahre 1827 - das Gotteshaus ist noch heute die Stätte der Andacht und ein unauflösliches Band zwischen der Gegenwart und dem Einst.
Dieser Text ist - in der Reihenfolge leicht verändert - vom langjährigen Küster Horst Lux veröffentlicht mit dem Titel „Die Lauenburger Kirchengemeinden“ in der „Chronik der Stadt Lauenburg/Elbe“, 3. Auflage Dezember 1993, Seite 114 ff.